Bitte, bitte sieh es doch ein! – Die Welt meines Sohnes
„Was soll ich einsehen? Hörst DU mir nicht zu? Die stalken mich. Dauernd sind sie hinter mir her. Ich muss aufpassen, dass sie mich nicht auf die U-Bahn Gleise schubsen. Was meinst du denn, warum ich abends nicht mehr das Haus verlasse! Sie lauern im Treppenhaus und ich kann nicht runter gehen.
Jetzt haben sie wieder gedroht, meinen Sohn zu entführen und behaupten, ich sei ein Pädophiler. Keiner hört mir zu.
Die Polizei auch nicht. Jetzt habe ich schon die vierte Anzeige erstattet und nichts wird bearbeitet. Die ganze Welt ist gegen mich.
Du hörst mir auch nicht zu. Hör auf, mich immer zum Arzt schicken zu wollen. Der kann ja nichts machen.
Geh mit mir zur Polizei und sag denen, dass die Stalker mir nach dem Leben trachten. Jede Nacht dieses Geschrei, dass sie mich umbringen werden. Weder DU, Mutter, noch A, meine Frau hört was. Seid ihr alle taub?
Ich weiß nicht wohin noch. Hier in der Wohnung kann ich nicht bleiben, sie bestrahlen mich jede Nacht. Und bei meiner Schwester kann ich auch nicht übernachten, denn dort sind sie auch schon. Sie wissen immer wo ich hin gehe. Ich kann doch nicht jede Nacht in ein anderes Hotel?
Danke für dein Angebot zu dir zu kommen, aber ich muss auf meinen Sohn aufpassen. Außerdem ist es bei dir auch nicht sicher. Dein obiger Nachbar hat sich ja auch schon mit denen verbrüdert. Haben wir doch bei meinen letzten Besuch gesehen. Der lügt, wenn er behauptet, er wohne allein.
Ich kann nicht arbeiten, so wie sie mich verfolgen, stören sie mich bei jeder Arbeit.
Wenn Du nichts hörst, dann kann ich mich auch umbringen. Versprich mir, auf meinen Sohn aufzupassen. Aber erst muss ich die noch umbringen, denn dann haben meine Frau und mein Sohn Ruhe.
Ich kann noch nicht mal auf den Balkon gehen, von oben werde ich mit Geruchsspray besprüht. Gegenüber geht immer, wenn ich rauskomme das Licht an, das machen die extra für mich, damit alle sehen, wohin ich gehe.
Du willst einfach nicht einsehen, dass ich gestalkt werde. Denk mal drüber nach, ich bin nicht verrückt. Die anderen sind verrückt, mich einfach so zu stalken und mir nach dem Leben zu trachten. Ich bring mich um, dann sind die zufrieden. Ihr seid verrückt, nicht ich.
von Kagehn
Diese Geschichte wurde uns im Rahmen der bundesweiten Aktion „Angehörige machen Geschichte(n)“ zugesandt.
Kontakt: kontakt@angehoerige-im-mittelpunkt.de
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Stecken wir mit der geheimen Organisation unter einer Decke? Entführungen, Bedrohungen, all das kennen wir als Angehörige.
Das kann einem keiner denken. So viel Wahnsinn in dieser Welt und doch kann Mensch bewältigen, indem er zu seinem Angehörigen hält. Am Ende ist es nur die Familie, die diese Kraft aufbringen kann. Wasser ist doch dicker als Blut. Viel Kraft und Durchhaltevermögen!