Was versteht man unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung?
Unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) versteht man eine psychische Erkrankung, die in Folge einer extremen Belastungssituation auftritt. Typische Symptome, die manchmal kurz nach dem Erlebnis oder auch manchmal erst Jahrzehnte später auftreten, sind vor allem Erinnerungen an die traumatische Situation in Form von Tag- und Albträumen, aber auch sogenannten Flashbacks. Zeitgleich treten meist auch Vermeidungssymptome auf, die sich z. B. in Form von emotionaler Abstumpfung, Teilnahmslosigkeit oder der aktiven Vermeidung von Aktivitäten zeigen, die an das Trauma erinnern könnten.
Im weiteren Verlauf gesellen sich oftmals weitere Krankheitszeichen hinzu, die sich durch den mehr und mehr angespannten Zustand erklären. Zu diesen gehören u. a. eine erhöhte Wachsamkeit oder ausgeprägte Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit oder auch Schlafstörungen.
Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung haben ein erhöhtes Risiko, eine Depression, Suchterkrankung und andere psychische Störungen zu entwickeln. Oft wird erst im Behandlungsverlauf einer dieser Erkrankungen der Zusammenhang mit einer PTBS erkannt und eine adäquate Behandlung begonnen.
Welche Formen der Posttraumatischen Belastungsstörung gibt es?
Grundsätzlich unterschiedet man zwischen zwei Arten der Posttraumatischen Belastungsstörung:
Typ 1
Hier handelt es sich um ein meist einmaliges Trauma (z. B. durch Unfall), dass auch nur von kurzer Dauer war.
Typ 2
Bei diesem Typus geht es um ein länger anhaltendes oder wiederholt auftretendes Trauma (z. B. durch Geiselhaft oder über längere Zeit gehender sexueller Missbrauch).
Wie entsteht eine Posttraumatische Belastungsstörung und wen betrifft es?
Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht meist nach einem traumatisierenden Ereignis. Hierzu zählen vor allem Gewaltverbrechen, Kriegstraumata oder Vergewaltigungen. Aber auch körperliche Erkrankungen (z. B. Krebserkrankungen, Schlaganfall), Naturkatastrophen oder Verkehrsunfälle können das Krankheitsbild auslösen. Alle Trauma-Arten zusammengenommen, erkranken etwa 10 Prozent aller Trauma-Betroffenen an einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
Wie wird eine Posttraumatische Belastungsstörung behandelt?
Nicht jeder Mensch mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung benötigt zwingend professionelle Unterstützung. Manchmal reicht auch die Hilfe durch Familie und Freunde oder das Aufsuchen eines psychologischen Beratungsangebots. In vielen Fällen jedoch kann das Krankheitsbild so belastend werden, dass eine unterstützende Psychotherapie und andere, therapeutische Maßnahmen sinnvoll und wichtig sind.
Üblicherweise erhalten Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung eine sogenannte Traumatherapie. Es gibt aber noch einige weitere Angebote, wie z. B. Kunst- oder Körpertherapie, und auch eine zusätzliche medikamentöse Therapie kann die Behandlung in einigen Fällen deutlich voranbringen. Eine Posttraumatische Belastungsstörung lässt sich in aller Regel gut behandeln, so dass viele Betroffene wieder zurück in ihren Beruf gehen und ein erfülltes Leben verbringen können.
Hilfreiche und weiterführende Links zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung:
Tipps für Angehörige
Was kann ich als Angehöriger von jemandem tun, der von einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen ist?
- Zeigen Sie Verständnis und hören Sie einfach nur zu
Für einen an einer Postraumatischen Belastungsstörung Erkrankten ist die Unterstützung durch seine Angehörigen oft sehr wertvoll und kann wesentlich für die weitere Genesung sein. Jedoch fällt es nicht jedem Betroffenen leicht, über das Erlebte zu sprechen. Ein langsames Vortasten kann hier der richtige Weg sein. Bohren Sie nicht nach. Zeigen Sie Verständnis für die aufkommenden Gefühle und Erinnerungen. Vermeiden Sie es, Annahmen zu treffen, gut gemeinte Ratschläge zu geben, oder zu sagen “ich weiß genau, wie du dich fühlst”.
- Empfehlen Sie professionelle Unterstützung
In manchen Fällen reicht die Unterstützung und Liebe durch die Angehörigen nicht. Dem Betroffenen geht es entweder über längere Zeit nicht wesentlich besser oder es geht ihm sogar etwas schlechter. In beiden Fällen ist es ratsam, dem Betroffenen zu empfehlen, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Es gibt spezialisierte Traumahilfezentren, die auf Patienten mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung spezialisiert sind. Aber auch eine Psychotherapie bei einem niedergelassenen Psychologen oder in einer Klinik kann, zusammen mit oder auch ohne Medikamente, deutlich dazu beitragen, dass sich der Betroffene von den traumatisierenden Erlebnissen erholt.
- Nehmen Sie Suizidäußerungen ernst
Leider ist das Suizidrisiko bei Personen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung, vor allem, weil die Erkrankung häufig auch mit einer Depression einhergeht. Deshalb sollten Angehörige auch hier Anzeichen zu deuten wissen und entsprechend handeln:Nehmen Sie folgende Anzeichen ernst:
- Äußerungen von Hoffnungslosigkeit wie z. B. „Mein Leben hat doch keinen Sinn mehr“ oder „Ich kann nicht mehr“.
- Konkrete Suiziddrohungen oder Ankündigungen
- Wenn der Betroffene plötzlich beginnt, Wertsachen zu verschenken oder wichtige Angelegenheiten zu regeln (z. B. Testament erstellen, Schulden bezahlen) sollten Sie hellhörig werden.Was ist zu tun:
- Sprechen Sie Ihre Sorge direkt an!
Für viele Betroffene ist es eine Erleichterung, über ihre Suizidgedanken sprechen zu können. Scheuen Sie daher nicht, direkt zu fragen!Holen Sie professionelle Hilfe
Motivieren Sie den Betroffenen, professionelle Hilfe aufzusuchen. Diese finden Sie bei niedergelassenen Psychiatern oder Psychotherapeuten. Besteht ein Notfall oder muss es schnell gehen, wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik, den Krisendienst oder auch den Notarzt unter 112.
Benötigen Sie noch weitere Hilfe oder ein Beratungsgespräch?
Der Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e. V. bietet Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen Hilfe und Unterstützung durch Einzelberatungen, Rechtsberatung, Seminare und Workshops und natürlich durch unsere bayernweiten Selbsthilfegruppen.
Hier finden Sie unseren Kontakt.
So bitte nicht
Folgende Äußerungen, auch wenn Sie gut gemeint sein mögen, sind wenig hilfreich und führen meist eher dazu, dass sich der erkrankte Mensch unverstanden fühlt und möglicherweise zurückzieht:
- „Das ist doch schon so lange her, denk nicht immer daran. Lenk dich mal ab.“
- „Grübeln hat noch keinem geholfen.“
- „Das ist jetzt schon passiert. Das kann man nicht mehr ändern.“
- „Andere haben das auch erlebt, und es geht ihnen trotzdem gut.“
„Sei froh darüber, dass es nicht Schlimmer ausgegangen ist.“